Live-TV Streaming mit Tvheadend

Wer schaut bei den ganzen Internet-Videoportalen und Onlinevideotheken eigentlich noch klassisches Fernsehen? Na ich zum Beispiel ab und zu. Allerdings wünsche ich mir in einem zusehends mobileren Umfeld mit Rechnern, Notebooks und Tablets mich nicht zwangsläufig vor einen großen schwarzen Kasten im Wohnzimmer setzen zu müssen. Also muss eine Streaming-Lösung für DVB-S her.

Ich war auf der Suche nach einer einfachen und kostengünstigen Möglichkeit, wie ich DVB-S (Satellitenfernsehen) auf beliebige Endgeräte (Rechner, Tablet, usw.) bekommen kann. Dabei habe ich bereits mehrere Anläufe mit diversen Videorekorder-Distributionen hinter mir. Mythbuntu war von der Konfiguration und Bedienung schwierig. LinVDR lief damals nur mit ganz bestimmten TV-Karten. Mein letzter Versuch mit yaVDR wurde durch Hardwarekompatibilitätsprobleme gestört. Abgesehen davon habe ich bei solchen Spezialdistributionen immer etwas gemischte Gefühle – einerseits sind sie natürlich auf den Einsatzzweck perfekt zugeschnitten, andererseits kann man dann diese Rechner schlecht noch für andere Dienste verwerten. Viele der genannten Distributionen sind auch eigentlich für den Einsatz als Mediacenter gedacht, also am Fernseher o.ä. Das ist für meinen Anwendungszweck gar nicht notwendig, da ich hier eine reine Serverinstallation benötige. Über diesen Weg bin ich auf Tvheadend gestoßen, welches eben kein Mediacenter, sondern eine TV-Server-Funktion bereitstellt.

Server-Installation

Praktischerweise steht für Ubuntu Linux unter http://apt.tvheadend.org/stable ein Repository mit den fertigen Paketen zur Installation zur Verfügung. Diese Quelle wird also in die sources.lst übernommen und aktualisiert. Danach wird das Paket „tvheadend“ installiert. Die Abhängigkeiten (es sind ein paar) werden automatisch mitinstalliert.
Bei der Installation wird nach dem Administrator-Benutzer gefragt. Das muss nicht zwangsläufig das Konto sein, mit dem sich später auf den Server verbunden wird. Man kann hier also getrost erst mal einen beliebigen Benutzer und Kennwort wählen.

Konfiguration

Die Konfiguration erfolgt bequem über das Webinterfaces, welches auf dem Rechner über den Port 9981 erreichbar ist. Die Bedienung des Webinterfaces ist auch dank kleiner Buttons etwas fummelig. Es empfiehlt sich, das am PC und nicht am Tablet zu machen.

TV-Karte konfigurieren

tvh-adapter
Über Configuration > DVB Inputs wird die TV-Karte ausgewählt und konfiguriert. Sollte die TV-Karte nicht auftauchen, so ist zu prüfen, ob die entsprechenden Treiber verwendet werden. Dies ist mittels „lsmod“ auf der Kommandozeile festzustellen. Dort sollte „dvb_core“ verwendet werden. Weiterhin muss ein Verzeichnis unter /dev/dvb/ zu finden sein. Dann sollte der Adapter auch in Tvheadend gefunden werden.

Unter „Add DVB network by location…“ kann man hier schon eine Vorauswahl des Satelliten treffen. Bei der Adapterkonfiguration ist noch „Autodetect muxes“ zu setzen. Damit werden die Services, welche später den Kanälen zugewiesen werden, automatisch gesucht und gefunden.

gewünschte Sender auswählen

Unter „Services“ hat man dann die Möglichkeit, die gefundenen Quellen den eigenen Kanälen zuzuordnen, indem man einen Kanalnamen vergibt. Sobald man dies speichert, tauchen die Sender auch schon in der Kanalliste auf.

Benutzer einrichten

tvh-user
Nun richten man noch unter „Configuration > Access Control“ einen einfachen Benutzer ein, der dann auf den Clients konfiguriert wird. Es bietet sich hier an, kurze Namen und Passwörter zu verwenden, da dies ja dann auf Tablets o.ä. eingegeben werden muss. Hier kann auch geregelt werden, ob der Benutzer nur Live-TV sehen darf, oder auch Aufnahmen starten/stoppen.

Clients

Für tvheadend stehen verschiedene Clients zur Verfügung. Eine Übersicht findet sich bei Tvheadend. Für mich am ansprechendsten war der XMBC-Client, der zudem für Windows, Linux, Android und Raspberry Pi erhältlich ist. Je nach Plattform wird XBMC nun installiert und das tvheadend-Addon aktiviert. Dort muss die IP-Adresse des Servers und der vorher definierte Benutzer eingetragen werden – und fertig! Schon ist Live-TV möglich.

Fazit und Ausblick

Ich habe mit Tvheadend eine einfache und schnell umsetzbare Lösung zum Streamen von DVB-S Fernsehen auf IP-basierte Endgeräte installiert. Wenn ich jetzt „mobil“ Fernsehen möchte, schalte ich meinen Rechner mit TV-Karte ein und starte xmbc am Android-Tablet. Um es noch bequemer zu gestalten, könnte man jetzt den Rechner noch per Wake on LAN aufwecken. Das reicht für meine Ansprüche aus, so oft sehe ich auch nicht fern. Als Bonus hat tvheadend zudem noch eine komplette Videorekorder-Funktion integriert.

Da ich sowohl eine TV-Karte als auch schon einen laufenden Linux-Rechner besitze, gab es keine Anschaffungskosten. Im Vergleich zu den komerziellen Streaming-Lösung für Tablets natürlich unschlagbar. Zudem bin ich im Vergleich zu Onlinediensten, die Live-TV anbieten unabhängig von Internetverbindung und Dienstausfällen.
Wenn ich nun z.B. Fernseher an Standorten ohne SAT-Anschluss mit Streaming ausstatten möchte, so reicht ein Raspberry Pi als Streamingclient aus. Die Kosten dafür halten sich auch in Grenzen (ca. 50-60 Euro mit Zubehör).

Ingesamt also eine schicke und günstige Lösung für TV-Streaming auf IP-Endgeräte und Tablets.

Quellen

Ein Kommentar

  1. Sehr schöner Beitrag von dir.
    Ich habe den Tvheadend-Server, da ich Ihn 24/7 betreibe gleich auf meinem OpenWrt-Router (TP-Link TL-WDR3600) installiert. Da der Router sowieso permanent läuft um Internet und WLAN bereitzustellen, bot sich das an auch aufgrund Stromersparnis. Das ganze läuft zu meiner Freude absolut stabil auch mit 3 parallelen Streams über WLAN. Als Clients nutze ich Windows 7 / 8 und Linux PC’s / Netbooks mit VLC und XBMC sowie Android Tablets / Smartphones mit TVHClient.

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