Erste Blicke auf den Raspberry Pi

Raspberry Pi Board in Betrieb
Seit Ende Februar gibt es in Großbritannien eine kleine Sensation zu bestellen: Das ARM-Minicomputerboard für knapp 40 Euro. Seitdem ist es auch schwierig, an ein solches Gerät zu kommen. Ursprünglich sollten 10.000 Stück ausgeliefert werden, es gibt aber über 100.000 Bestellungen. Aber was kann dieses Gerät für diesen Preis?

Hardware

ARMv6 Prozessor 700MHz, 256MB Arbeitsspeicher, HDMI-Ausgang, Video-Out, Audio-Out, 2x USB 2.0, 100MBit Ethernet, SD-Card Slot, diverse Erweiterungsheader
Genauere Infos hier.

Die Erweiterungsmöglichkeiten über GPIO sind für den Anschluss von externer Hardware (z.B. LEDs, Relais usw.) interessant. Damit habe ich mich aber noch nicht auseinandergesetzt.

Der Pi wird ohne Gehäuse oder Netzteil geliefert. Hier muss man also selbst kreativ werden. Als Stromversorgung wird ein Netzteil mit 5V und mindestens 700mA benötigt. Gängige USB-Ladegeräte erfüllen dies meist. Der Pi wird über einen Micro-USB-Anschluss mit Strom versorgt. Beim Gehäuse kann man entweder selbst basteln oder ein Gehäuse bei diversen Anbietern kaufen. Ich habe mich für eine schnelle Variante aus Pappe zum Ausdrucken und zusammenfalten entschieden.

Software

Es werden diverse SD-Card-Abbilder angeboten, darunter eine Debian- und eine Archlinux-Version. Ich habe die Debian-Variante getestet. Viele bekannte Pakete sind dabei für die ARM-Architektur verfügbar, aber eben nicht alle. Deshalb kann es schon vorkommen, dass man sich einzelne Programme selbst kompilieren muss. Für die ersten Experimente ist die Softwarebasis absolut ausreichend. Schön ist auch, dass für Leute, die mit der Kommandozeile allein nichts anfangen können, sogar ein grafische Oberfläche vorinstalliert wurde, die mittels „startx“ aufgerufen werden kann. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Leistung des Pi für Arbeiten auf der grafischen Oberfläche weniger geeignet ist.

Einsatzmöglichkeiten

Als NAS, sprich Festplatten per USB anstecken und dann übers Netzwerk freigeben, ist der Pi zu langsam. Immerhin limitiert hier sowohl die USB 2.0 Schnittstelle als auch der 100MBit Netzwerkadapter die maximale Übertragungsrate. Wenn es nicht auf Performance ankommt, ist dieser Einsatzzweck aber durchaus möglich.

Ein Webserver-Einsatz ist möglich, allerdings ist der Pi für den kompletten LAMP-Stack (Apache mit PHP und MySQL) etwas zu schwach. Apache mit PHP läuft aber ganz annehmbar. Vielleicht würde hier auch lighttpd oder andere Webserver besser laufen. Um z.B. per GPIO erhobene Daten auf einem Webinterface auszugeben, reicht es aber allemal.

Als eine Art Minispielecomputer eignet sich der Pi auch noch nicht so recht. Immerhin fehlen noch wichtige Bibliotheken wie z.B. SDL für viele Spiele. Auch die Ansteuerung der GPU ist noch nicht so recht programmiert (da diese nur OpenGL ES unterstützt). Allerdings gibt es die Möglichkeit, Emulatoren laufen zu lassen und auch USB-Gamepads werden erkannt. Eine Art Retro-Konsole kann somit gebaut werden.

Ein Mediacenter-Einsatz ist möglich, zumindest spricht dafür der HDMI-Anschluss und die Möglichkeit, h.264-Videos flüssig wiederzugeben. Für diesen Einsatzzweck gibt es zwei spezielle Mediacenter-Distributionen, Raspbmc und OpenElec. Ich denke dieser Einsatzzweck wird von vielen für den Anfang getestet werden.

Fazit

Das Projekt Raspberry Pi steckt noch in den Kinderschuhen. Es wurde aber schon gezeigt, dass ein günstiger Computer in der Tradition der Bastelkisten aus den 1980ern machbar ist. Man muss sich drüber im Klaren sein, dass es ein sehr abgespecktes Gerät ist. Zudem ist die Softwarebasis noch nicht ganz ausgereift. Viele Debian-Pakete fehlen noch oder haben falsche Abhängigkeiten. Man sieht aber schon an den Foren-Einträgen auf der offiziellen Seite, dass sich viele Leute erfolgreich mit dem Gerät beschäftigten. Somit kann man davon ausgehen, dass die nächste Zeit einige interessante Projekte rund um den Raspberry Pi entstehen.

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