Pimp my netbook: Crunchbang Linux

Netbook? Was ist das? Na, das sind doch diese kleinen Notebooks, die es gab, bevor jeder ein iPad gekauft hat. Wer also im Besitz eines älteren Netbooks ist, kennt das Problem: Wenig Festplattenspeicher, wenig Rechenleistung, kleines Display. Da ist Windows oder gar manche Linux-Version zu ressourcenhungrig. Ich habe mir jetzt eine Alternative installiert: Crunchbang Linux.

Bisher hatte ich bei meinem EEE-PC 901 die Ubuntu 10.04 Netbook Edition in Verwendung. Da es sich dabei aber um eine ziemlich komplette Ubuntu-Installation handelt, war die SSD1 mit 3,5 von 4GB gut gefüllt. Das lässt wenig Spielraum für weitere Programme oder Updates, selbst wenn die home-Partiton auf der SSD2 liegt.

Auswahlkriterien

Bei der Suche nach Alternativen kam es mir auf folgende Punkte besonders an:

  • Schnell und ressourcensparend
  • Darf nicht mehr als 3GB Platz brauchen
  • Gute Sichtbarkeit auf dem 1024×600 Pixel großen Display
  • Möglichkeit gängige Programme nachzuinstallieren
  • kein abgespecktes Cloud- oder Tablet-Betriebssystem

Allzu viel Auswahl gibt es an Netbook-OS sowieso nicht mehr, da diese Geräte einfach zum Großteil von den Tablets verdrängt worden sind. Dadurch sind auch viele Betriebssysteme für Netbooks auf dem Stand von 2008/2009, als es noch mehr Interesse daran gab. Somit fielen alle alten Netbook-OS aus der Auswahl. Zudem wollte ich nicht Android oder Jolicloud oder Meego installieren, da hier die Erweiterungsmöglichkeit und die volle Nutzung des Geräts doch recht eingeschränkt ist. Zudem ist z.B. Android für x86 eher experimentell. Ubuntu kam wegen dem geringen Speicherplatz von nur 4GB auf der Systemplatte nicht in Frage. Puppy-Linux ist im Gegenzug etwas zu minimalistisch für meinen Geschmack – zuviel Flashback in die 90er. Schließlich blieb nur noch Crunchbang als interessantes, halbwegs aktuell aussehendes System übrig.

#!

Crunchbang ist eine schlanke Linuxversion, die ursprünglich auf Ubuntu, inzwischen aber in der von mir verwendeten Version 10 „Statler“ auf Debian basiert. Dabei gibt es zwei Varianten zum Download: Eine stable-Version und eine Backport-Version mit neueren Paketen. Ich habe die stable-Version installiert. Als Fenstermanager kommt Openbox zum Einsatz. In der Standardinstallation sind nur wenige schlanke Programme dabei, Iceweasel (Firefox) als Browser, VLC zur Medienwiedergabe. Für Office-Zwecke sind Abiword und Gnumeric installiert, welche beide schlanker als OpenOffice sind. Durch diese Programmauswahl werden gerade mal 2 GB nach der Installation von Crunchbang belegt. Auch der Arbeitsspeicherbedarf ist sehr sparsam: Nach dem Start werden gerade mal 64MB Arbeitsspeicher belegt. Selbst bei Verwendung von Firefox sind es immer noch unter 200MB (bei wenigen Tabs), somit ist Crunchbang als schlankes System für Rechner mit wenig Arbeitsspeicher geeignet.

Die Optik ist sehr minimalistisch. Dazu trägt sowohl Openbox als auch das verwendete graue Farbschema bei. Die Fensterleisten sind angenehm schmal, dadurch ist auch bei Netbooks mit einer vertikalen Auflösung unter 800 Pixeln genug Platz am Bildschirm.
Insgesamt wirkt die Optik sehr übersichtlich, dabei aber nicht rückständig. Das ist gut gelungen.

Die Installation läuft von USB-Stick zügig ab, ich habe zur Erstellung des bootfähigen USB-Sticks vorab UNetBootin verwendet. Nach dem ersten Bootvorgang kommt ein Terminalfenster, welches noch optionale Programmpakete zur Installation anbietet, wie z.B. Druckerunterstützung, Java, OpenOffice bis hin zu Entwicklungswerkzeugen. Das ist praktisch für Einsteiger, die nicht wissen, wie man selbst Pakete nachinstalliert. Weiterhin hat mich erstaunt, dass MP3-Unterstützung und Adobe Flash schon installiert sind. Zwei wichtige Punkte, mit denen man sich oft bei anderen Distributionen rumschlagen muss. Auch schick: Es gibt schon einen Startmenü-Eintrag zum Installieren von Dropbox. Insgesamt also eine gute Zusammenstellung.

Bedienung

Die Vorgaben sind vernünftig gewählt, so kommt man mittels rechtsklick ins Menü, dort sind Webbrowser, Texteditor, Medienwiedergabe und Terminal schnell erreichbar. Das Menü kann zudem einfach über Textdateien nach den eigenen Wünschen angepasst werden. Dies gilt auch für die Taskleiste am oberen Bildschirmrand, die ihre Aufgabe auf übersichtliche Art und Weise erfüllt. Als kleines Extra ist Conky vorinstalliert, welches am rechten Desktoprand die aktuellen Systeminfos anzeigt. Dies lässt sich auch erfreulich leich selbst konfigurieren, so dass bei mir statt Auslagerungsspeicher schon die Temperatur und die Batterielaufzeit angezeigt werden.
Die Wiedergabe von Mediendateien funktioniert dank VLC problemlos. Was mich auch überrascht hat: Es kann mittels „Gigolo“ recht einfach auf Windows-Freigaben und andere entfernte Dateisyseme zugegriffen werden.

Unterstützung

Leider sind die Informationen auf der Crunchbang-Seite etwas dürftig. Auch die Wiki ist ein ziemliches Durcheinander. Dafür ist das Forum recht aktiv und die User scheinen auch recht hilfsbereit zu sein. Mal sehen, wie sich die Community dieser Linux-Distribution weiterentwickelt. So Einsteigerfreundlich wie Ubuntu ist es auf jeden Fall nicht.

Fazit

Wer vollwertige Desktopumgebungen wie KDE oder Gnome gewöhnt ist, wird auf den ersten Blick etwas Komfort einbüßen. Wenn man einen alten Rechner als einfache Surfmaschine benutzen will, ist Crunchbang aber durchaus gut geeignet. Die weitergehenden Funktionen erschließen sich geübten Benutzern und machen es zu einer guten Distribution für schwachbrüstige Rechner und Netbooks. Bei mir bleibt es erstmal installiert, mal sehen ob es allen meinen geplanten Einsatzgebieten stand hält.

Ein Kommentar

  1. Hi, ich besuche oft deinen Blog hier, weil ich ihn sehr gut finde. Man findet hier immer gute Artikel. Prima Sache wie ich finde. Mit diesem Artikel hast du mir sehr geholfen, denn ich wollte mein System auf meinem alten Notebook ändern und dank diesem Post kann ich es jetzt beruhigt auch auf Crunchbang umstellen. Danke kann ich da nur sagen!

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