Google+ oder: Warum ist hier plötzlich alles sozial?

Als langjähriger Nutzer diverser Google-Dienste hat mich bis jetzt immer eines besonders überzeugt: Die Einfachheit der Bedienung und die Funktionalität. So hat zu der Zeit. als Google mit Googlemail gestartet ist kaum ein anderer „Freemail“-Anbieter derart viele Features auf einem solch einfach zu bedienenden Interface angeboten. Das galt für viele andere Dienste auch, natürlich ganz oben die einfache und übersichtliche Google-Suche. Mit der Einfachheit war es heute morgen bei mir vorbei: Beim Einloggen begrüsst mich eine schwarze Leiste am Bildschirmrand, auch die Suche, Maps usw. sehen ganz anders aus. Der +1-Button, der ja bisher schon an ein paar Stellen sichtbar war, blinkt jetzt hinter jedem Suchtreffer auf. Dann kurz in den News gestöbert: Google bringt Google+ (Plus), ein weiterer Versuch so irgendwas mit sozialem Netzwerk zu unternehmen. Aus der Infoseite wird man auch nicht so recht schlau, außer dass man jetzt auf einmal Circles, Hangouts und Sparks haben muss. Immerhin hat Google etwas vom Buzz-Debakel dazugelernt: Ich wurde nicht standardmäßig und ungefragt einfach mal eingeladen. Aber obwohl ich nicht dabei bin, hab ich im meinem Google-Account plötzlich viel mehr Sozialdingszeug. Ich soll ein Profil anlegen dass man mich doch samt Picasa-Webalben und was weiß ich noch findet. Ob mir das neue Design der Google-Seiten gefällt, weiß ich noch nicht – es scheint ganz ok zu sein, wobei ich manchmal die frühere Einfachheit vermisse. Ob dieses Plus dann wirklich von den Nutzer angenommen wird und eine Konkurrenz für etablierte soziale Netzwerke wird, muss sich noch herausstellen. Ein paar Vorteile im Vergleich zu Facebook scheint es aber zu haben: Auch Nichtmitglieder erhalten Infos und Nachrichten, halt dann per E-Mail. Zudem gibt es keine Apps und keine Werbung (zumindest noch nicht) – Google+ kommt damit etwas schlanker daher. Schließlich lässt einem Google noch mittels Google Takeout die eigenen Daten mitnehmen und einfach exportieren, ein Vendor-Lockin findet also zumindest auf den ersten Blick im Vergleich zur Konkurrenz nicht statt. Ich halte als Sozialnetzwerkverweigerer (sollte ich das zur Aufnahme in den Duden beantragen?) noch etwas die Füße still, auch wenn ich durchaus Potential sehe, und hoffe dass mir das Google nicht ungefragt aufdrängt.

Passend dazu hat die Bitkom die letzten Tage eine Studie veröffentlicht, in der zwar viele der Befragten der Datenspeicherung in der „Cloud“ skeptisch gegenüberstehen, dennoch aber fleißig soziale Netzwerke nutzen, wo dann persönliche Daten abgelegt werden. Dann ab in die Google+Plus-Cloud, liebe sozialen Netzwerker!

Schreibe einen Kommentar